Jean-Baptiste  Arban entwickelte gemeinsam mit dem Pariser Instrumentenbauer Antoine Courtois ein später in aller Welt bekanntes Kornett-Modell. Der Ursprung dieses Modells geht zurück bis zum Anfang der 1860er Jahre, da ein sehr frühes Exemplar (gebaut um 1862) im Pariser - Musée de la Musique - nachweisbar ist.


In einem Katalog von Antoine Courtois um 1920/25 (Seite 2) heißt es:

„Im Jahr 1844 trat Antoine Courtois junior die Nachfolge seines Vaters an …
…Er setzte das Werk seines Vaters fort und konnte die größten Künstler für seine Studien begeistern, insbesondere Jean-Baptiste Arban (1825-1889), der damals Professor am Konservatorium war und mit dessen Hilfe er das berühmte Kornett schuf, das den Namen des berühmten Meisters trägt und das seitdem kein anderer Instrumentenbauer nachahmen konnte.“  *

Die Sache mit dem – keiner nachahmen konnte - ist dann später ins genaue Gegenteil umgeschlagen, da dieser Kornett-Typus eine weltweite Verbreitung fand und annähernd jeder Instrumentenhersteller oder -händler diesen Modelltyp in seinen Katalogen abbildete.
Es werden wohl eher die qualitativen und evtl. auch klanglichen Eigenschaften gemeint sein, die nur wenige andere erreichen konnten.

Ein Indiz dafür liefern die Kataloge der Leipziger Instrumentenbaufirma Julius Heinrich Zimmermann (nachfolgend ein Auszug aus einem Katalog um 1910).

Dort ist augenscheinlich dargestellt, dass die dem Courtois-Modell zuzuordnenden Artikelnummern 5917-19 und 5927-5933 (aus Eigenfertigung, rot markiert) meist günstiger waren als die echten, originalen Courtois-Modelle mit den Artikelnummern 5935-5939 im reinen Handelsgeschäft (blau markiert).


Die Tatsache, dass damals die Musikwelt weitaus mehr vom „Model Courtois“ sprach als vom „Model Arban“ erscheint zunächst etwas merkwürdig, da Antoine Courtois in seinem Katalog um 1920/25 auch kein ähnlich geartetes - Model Courtois - anbot.

Zudem bedeutete der Hinweis auf den Namen Courtois in den Katalogen vieler anderer Instrumentenbauer auch immer ein Stück weit einen mitschwingenden Verweis auf den Wettbewerb.

Die bereits erlangte Berühmtheit von J.B. Arban hätte durchaus für die mögliche Verbreitung der Kornett-Bezeichnung „Model Arban“ sprechen können. Ein zusätzlicher Anhaltspunkt wäre auch die Verbindung zu der von ihm geschaffenen, allseits bekannten und berühmten „Cornet-Schule“ gewesen, da vermutlich viele Musiker das Kornett-Modell als ein zur Schule "gehöriges“ Instrument empfunden hätten. 

Aber es kam bekanntermaßen anders. Vielleicht ist die Begründung bei den Kornett-Käufern selbst zu finden, also den Musikern. Der erste, der das Kornett-Modell anbot, war halt Antoine Courtois. Und die Musiker kauften das Modell bei ihm und nicht bei J.B. Arban.

Es ist zweifellos sehr menschlich, ein Produkt zuerst mit dem Hersteller zu verknüpfen. Die meist umfangreichen Signaturtexte auf den Schallstücken taten hierzu mit Sicherheit ihr Übriges.

Vorstellbar ist auch ein weiterer Aspekt: Der vielseitig interessierte J. B. Arban entwickelte in seinen letzten Lebensjahren in Zusammenarbeit mit dem Ingenieur Louis Bouvet ein Instrumentenmodell mit Kompensationsfunktion und ließ es patentieren. Schlussfolgernd daraus wäre quasi leicht eine Verwechslung der Bezeichnung „Model Arban“ in Zusammenarbeit mit Antoine Courtois möglich gewesen.


Die Hauptmerkmale des „Célèbre Cornet ARBAN“ im Courtois-Katalog sind die markante runde Krümmung des Mundrohres im nahezu ¾-Kreis vor Eintritt ins 3. Ventil und der Verlauf dieser Krümmung zwischen der 3. Ventilzugschleife hindurch.

Des Weiteren ist eine doppelte (gegabelte) Wasserklappe am Mundrohr verbaut.


Nachfolgend ein Auszug aus dem Katalog von Antoine Courtois um 1920/25 (Seite 6):

Ein Vergleich mit vielen anderen Katalogen ergab gerade in Bezug auf diese Merkmale zwei Erkenntnisse.

Zum einen ist der Rohrverlauf des 3. Ventilzuges insbesondere der mit „Model Courtois“ bezeichneten Abbildungen auf den jeweiligen Seiten sehr differenziert dargestellt. Oft verläuft die runde Krümmung des Mundrohres nicht zwischen dem 3. Ventilzug hindurch, sondern vor oder hinter dem Ventilzug.

Beispielhaft zu sehen hier bei Metzler & Co. (hinter dem Mundrohr) oder weiter unten bei Couesnon & Cie (vor dem Mundrohr).

Aufgrund der Tatsache, dass Antoine Courtois bis 1880 auch mit anderen Virtuosen kooperierte und ähnlich geartete Modelle vermarktete, die gleichfalls die optisch markante Krümmung im Mundrohr aufwiesen, könnte sich zur Vermeidung komplizierter Abgrenzungen ganz einfach das "Courtois Model" im Sprachgebrauch der Allgemeinheit durchgesetzt haben.

Zum anderen werden in den meisten Katalogen das „Model Arban“ bzw. „Model Courtois“ in keiner Weise so bezeichnet. Die Betitelungen der vergleichbaren Modelle sind bei den einzelnen Instrumentenhersteller bzw. -händler sehr oft eigene Namenskreationen. Offensichtlich gab es damals keinen Rechtsschutz zur Bauart oder der Modell-Bezeichnung.

In einem Katalog der Firma A. Sudre (Paris) aus dem Jahr 1914 wird zum Beispiel das Modell als „CORNET CONSERVATOIRE“ aufgeführt. Die Nähe zu J.B. Arban bzw. A. Courtois ist damit durchaus spürbar aber trotzdem nicht klar ausgesprochen.

Die namhafte und große französische Instrumentenbaufirma Couesnon & Cie. hat in ihren Katalogen über all die Jahre vor 1939 den Bezug zum Namen „Model Courtois“ bzw. „Model Arban“ vermieden, obwohl das Modell in jedem Katalog zu sehen war. Nur in einem englischsprachigen Couesnon-Katalog des Jahres 1914/15, der ausschließlich für den amerikanischen Markt aufgelegt wurde, taucht die Modellbezeichnung „Courtois“ (siehe unten) auf. Der Verzicht unterstreicht die eingangs genannte These über den Fingerzeig auf einen Wettbewerber.

Nachfolgend in einer Zusammenfassung die gesichteten Kataloge, welche das Kornett „Model Arban“ bzw. das Kornett „Model Courtois“ auch so bezeichnen und abbilden.

Im Antoine Courtois-Katalog 1920/25 findet sich abschließend auf Seite 15 noch eine Verbindung zu J.B. Arban über die - ARBAN-COURTOIS - Mundstücke.

„Da unser Haus ständig Anfragen nach Informationen über das berühmte ARBAN-Mundstück erhält, haben wir uns entschlossen, alle notwendigen Details über die genauen Abmessungen und die verschiedenen Arten von Rändern dieses Mundstücks zu veröffentlichen. Das Haus A. COURTOIS hofft, damit allen Musikern einen Dienst zu erweisen.

Es ist unnötig, die Qualität dieser Mundstücke zu betonen, da sie die Ansprache erleichtern, daher weniger ermüden und (wie tausendfach belegt) sowohl weich als auch klangvoll sind. Jeder Künstler hat von ARBAN gehört, dem berühmten Kornettisten, Professor am Konservatorium und Autor der berühmten Kornett-Methode (Schule). Alle Solisten, die besten Künstler in Frankreich und im Ausland spielen dieses Mundstück und sind sich einig, dass es alle Eigenschaften besitzt, die sich ein Künstler nur wünschen kann.“ *

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